Die CAR-T-Zell-Therapie scheint bei einigen schweren, therapierefraktären rheumatischen Erkrankungen gut wirksam zu sein. Das berichtet ein Kollege beim Deutschen Rheumatologiekongress.
Es war im Jahr 2021, als in Erlangen erstmals einer jungen Frau mit schwerem therapierefraktärem systemischen Lupus erythematodes (SLE) eine CAR-T-Zell-Therapie angeboten worden war. Selbst nebenwirkungsreiche Behandlungen wie mit Cyclophosphamid hatten bei ihr zu keiner Besserung geführt, berichtete Professor Georg Schett vom Universitätsklinikum Erlangen beim Deutschen Rheumatologiekongress 2023 in Leipzig.
Sie hatte eine erhebliche Proteinurie, Nephritis, Pleuritis, Endokarditis, Arthritis, Fatigue und Exanthem und sie wies hohe Titer doppelsträngiger Antikörper (Anti-dsDNA-AK), auf.
Diese Patientin sei seit inzwischen zweieinhalb Jahren, die seit ihrer CD19-gerichteten CAR-T-Zell-Therapie vergangen sind, vollständig gesund und brauche keine weitere Behandlung, berichtete Schett. Es beständen keine Zeichen von Autoimmunität mehr, der SLE-Krankheitsaktivitätsscore liege konstant bei Null und sie führe ein normales Leben. Die autoimmunen B-Zellen sind, so scheint es, dauerhaft verschwunden, ebenso wie die Antikörper.
Inzwischen sind 15 Patienten mit der CAR-T-Zell-Therapie behandelt worden, davon 8 mit SLE, drei mit Myositis (IIM: idiopathische inflammatorische Myopathie) und vier Sklerodermie-Patienten (SSc). Viele SLE- und IIM-Patienten seien seit einem, einige bereits seit zwei Jahren krankheitsfrei, die SSc-Patienten deutlich verbessert, berichtete der Kollege vom Deutschen Zentrum für Immuntherapie. Niemand benötige mehr Glukokortikoide oder Immunsuppressiva. Offenbar werden die autoimmunen B-Zellklone eliminiert, neue B-Zellen werden vom Knochenmark produziert.
Schett: CAR-T-Zelltherapie ist lebensverändert und sicher
„Die CAR-T-Zell-Therapie hat aus meiner Sicht das Leben dieser Menschen verändert“, sagte Schett. Sie könnten wieder ihren Berufen nachgehen, Kinder wurden geboren, den Betroffenen wurde Lebensqualität zurückgegeben.
Bislang sieht es so aus, als sei diese neue Behandlungsform für Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis vergleichsweise sicher. Im Unterschied zu Leukämie- und Lymphom-Patienten gebe es kaum das Zytokinfreisetzungssyndrom oder es ist nur mild ausgeprägt.
Ebenso wenig sind Knochenmarksschäden mit lang andauernden Leukozytopenien aufgetreten. Innerhalb von etwa zehn Tagen nach Therapie erholen sich die Leukozyten-Spiegel. Nach etwa 10 Tagen verschwinden die infundierten CAR-T-Zellen, nach 100 bis 150 Tagen finden sich wieder normale B-Zellen im Blut. Alte Impfantworten des Immunsystems, etwa gegen Mumps, Masern und Röteln, bleiben erhalten und die Patienten sprechen gut auf neue Impfungen an. Wenn es nach CAR-T-Zelltherapie zu Infektionen gekommen war, sind diese sehr mild verlaufen, das gilt auch für COVID-19-Erkrankungen.
Neue Studie gestartet
Im Sommer ist eine weitere Phase-I/IIA-Studie gestartet worden, an der SLE-, IIM- und SSC-Patienten teilnehmen werden. Wesentliche Einschlusskriterien sind nach Schetts Angaben das Vorliegen einer schweren, aktiven Erkrankung, die auf zwei Therapielinien nicht angesprochen hat.
Quelle: Ärzte Zeitung