Erschienen in:
19.06.2023 | Diagnostik in der Pneumologie | Leitthema
Präoperative Diagnostik vor thoraxchirurgischen Eingriffen
verfasst von:
Dr. med. Philipp Krainz, Michael Westhoff, F. Joachim Meyer
Erschienen in:
Zeitschrift für Pneumologie
|
Ausgabe 4/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Bei thoraxchirurgischen Eingriffen ist eine genaue präoperative Diagnostik zur Einschätzung der funktionellen Operabilität essenziell. Dadurch lassen sich die Morbidität und Mortalität durch lungenresezierende Eingriffe reduzieren.
Fragestellung
Welche präoperative Diagnostik ist vor thoraxchirurgischen Eingriffen sinnvoll? Wie lassen sich Hochrisikopatienten, bei denen ein resezierender Eingriff kontraindiziert ist, und Patienten mit niedrigem Risiko frühzeitig differenzieren?
Material und Methoden
Es erfolgten eine Literaturrecherche (PubMed, AWMF), eine Diskussion von Grundlagenarbeiten und Leitlinien.
Ergebnisse
Zur allgemeinen Risikostratifizierung vor einer Operation werden eine Anamnese und körperliche Untersuchung empfohlen, bei Patienten über 65 Jahren oder mit kardiovaskulären Risikofaktoren zusätzlich EKG und kardiale Biomarker (NT-proBNP [„N-terminal pro-B-type natriuretic peptide“]/BNP [„brain natriuretic peptide“]). Bei Vorliegen einer FEV1 (forciertes exspiratorisches Volumen in 1. Sekunde) > 80 % und TLCO („transfer factor of the lung for carbon monoxide“) > 60 % liegt eine funktionelle Eignung bis hin zur Pneumonektomie vor. Bei FEV1 < 80 % und TLCO < 60 % sollte die prädiktive postoperative (ppo) Lungenfunktion (ppoFEV1 und ppoTLCO) ermittelt werden. Wenn ppoFEV1 < 800 ml und ppoTLCO < 30 % Soll, gilt der Patient als funktionell inoperabel für einen lungenresezierenden Eingriff. Im nächsten Schritt erfolgt eine Spiroergometrie. Bei Vorliegen einer \(\dot {\mathrm{V}}\)O2peak > 75 % Soll oder > 20 ml/min/kg ist eine vollständige funktionelle Eignung gegeben. Bei einer \(\dot {\mathrm{V}}\)O2peak (maximale Sauerstoffaufnahme) oder ppo\(\dot {\mathrm{V}}\)O2peak < 10 ml/min ist das Letalitätsrisiko für einen lungenresezierenden Eingriff unvertretbar hoch.
Schlussfolgerung
Eine gute präoperative Diagnostik mit kardialer Basisdiagnostik und Lungenfunktion sollte vor jedem thoraxchirurgischen Eingriff erfolgen. Anhand definierter Werte kann schrittweise eine Risikoabschätzung durchgeführt werden.