Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der eigenen Fachgeschichte besitzt innerhalb der Urologie eine lange Tradition und trägt in ihrem genuinen Denkansatz zur Fachkonstitution wesentlich bei. Trotzdem bedarf die Wertschätzung der Fachgeschichte immer wieder neuer Aushandlungspozesse. Viele tagesaktuelle Problemstellungen der Urologie werden erst durch deren Wissenschaftsgeschichte verstehbar. Daher sind historische Problemeinführungen Charakteristika großer Standardwerke, nicht nur in der Urologie. Urologische Operationen die sich bis in die Frühgeschichte zurückverfolgen lassen, wie die Zirkumzision, sind ebenso heute fachprägend wie der große Kanon minimal-invasiver Prozeduren, die ihren Ursprung vor mehr als 200 Jahren ebenfalls im Fach hatten.
Warum Geschichte und fachkulturelles Gedächtnis der Urologie?
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Entwicklung medizinischer Fächer wie der Urologie besitzt besonders in Deutschland eine lange Tradition. Die Disziplin Medizingeschichte ist Teil der medizinischen Wissenschaftskultur.1 Sie steht dabei aber nicht selten in einem Spannungsfeld zwischen Inanspruchnahme für fachpolitische Ziele und Legitimationszwang. Vor allem dann, wenn sie wie die institutionalisierte Medizingeschichte, innerhalb der medizinischen Fakultäten Ressourcen erfordert und den Anspruch erhebt, für die Ausübung des ärztlichen Berufes unverzichtbare Fähigkeiten und Einsichten zu erforschen und zu lehren.2 In der akademischen Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte muss die Bedeutung des Querschnittsfachs Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und damit auch die Geschichte einzelner medizinischer Fächer neben weiteren vielfältigen Problemkreisen immer wieder neu vermittelt werden.3 Die historische Betrachtungsweise kann als ein genuiner medizinischer Denkansatz verstanden werden. So stellte die kanadische Medizinhistorikerin Jacalyn M. Duffin fest: „All doctors will become historians of their own patients“.4 Dass historische und ethische Reflexionen Bestandteil ärztlichen Handelns sind, erschließt sich im dichten Lernpensum offenbar nicht immer. Praxisseminare („Museum trifft OP“) zeigen aber, dass Medizinstudierende besonders offen sind für die praktische Auseinandersetzung mit dem historischen Objekt.5 Auch jede wissenschaftliche Literaturrecherche ist bereits eine Art historischer Bestandsaufnahme: vorhandenes Wissen wird zum Ausgangspunkt für die Erarbeitung neuer Erkenntnisse genommen. Umso umfassender eine solche Auseinandersetzung ausfällt und umso weiter sie zeitlich zurückreicht, umso besser können neben erfolgreichen Formen von Diagnostik und Therapie, auch vielleicht zu Unrecht nicht weiter verfolgte Lösungsansätze und Irrwege erkannt werden. Auch forschungsethische Fragestellungen, aber auch die klinische Praxis im Umgang mit Patienten sind oft in einen langfristigen historischen Erfahrungskontext, der in Deutschland nicht selten bis auf die Entgrenzung der Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus zurückreicht, eingebunden.6,7
Da auch in der Urologie die Wertschätzung historischer Reflexionen Teil eines permanenten Aushandlungsprozesses ist, möchte dieses einleitende Kapitel zur Geschichte der Urologie deren fachinternen Funktionen (fachkulturelles Gedächtnis) darstellen, anhand der Entwicklung der Fachdisziplin die komplexen Prozesse der Spezialisierung in der Medizin (Fachdifferenzierung und Fachspezialisierung) nachzeichnen und am Beispiel zentraler Wissensbereiche und Akteure die Perspektiven und Methoden historischer Betrachtungen reflektieren. Beispielhaft werden Verbindungen zu aktuellen Debatten aufgezeigt.
Unter Berücksichtigung konstituierender Publikationen werden neben der Wissenschaftsgeschichte des Faches das Wissen um normale und pathologische Organfunktionen in den jeweiligen Zeitabschnitten im Kontext der allgemeinen Krankheitslehre, die speziellen diagnostischen und therapeutischen Konzepte herausgearbeitet, und auf ihren Beitrag zur Fachdifferenzierung, Binnenspezialisierung und Weiterentwicklung der medizinischen Spezialdisziplin Urologie und ihre Präsenz im fachkulturellen Gedächtnis der Urologie hin analysiert.
Ziel ist es dabei auch, aktuelle Aspekte der Urologie in ihrem historischen Kontext besser verstehbar zu machen.
Lange diente die historische Betrachtung in der Medizin vor allem der Sicherung des Wissensfundus und der Anbindung an klassische Autoritäten wie Galen von Pergamon (2. Jh. n. Chr.), weniger einer analytischen Geschichtsschreibung im heutigen Sinne.8
Auch fachwissenschaftliche Abhandlungen enthielten gerade auf dem Gebiet der Urologie häufig eine historische Kontextualisierung, die vor allem Tradition und Eigenständigkeit der sich entwickelnden neuen Disziplin belegen sollte. Dem „Handbuch der Allgemeinen und Speciellen Chirurgie“ (Billroth-Pitha), war daher nicht nur eine „Uebersicht der Geschichte der Chirurgie und des chirurgischen Standes“ beigegeben,9 sondern auch jedem der einzelnen Themenbände, die noch den operativen urologischen Wissenskanon am ausgehenden 19. Jahrhundert zusammenfassten, eine ausführliche historische Einleitung vorangestellt.
Anton Ritter von Frisch (1849–1917), erster Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie 1907, wählte u. a. die Harnschau sowie die Blasenstein-Operationen zum Inhalt seiner Präsidentenrede und nutze diesen historischen Ansatz zur Legitimierung des sich als Urologie differenzierenden Faches. Von Frisch sah die historische Methode darüber hinaus neben der naturwissenschaftlichen als ein erklärendes und damit fachkonstituierendes wissenschaftliches Prinzip in der Urologie an.10
Das Fach selbst wurde damit zum Objekt der wissenschaftshistorischen Analyse, die in der Regel allerdings nicht von Historikern, sondern von Urologen vorgenommen wurde.11 Die erste größere historische Übersicht für das Fach Urologie erschien von Ernest Desnos (1853–1925) im Jahre 1914 als erster Teil der „Encyclopaedie d‘Urologie francaise“.12 In den USA erschien 1933 eine voluminöse zwei-bändige „History of Urology“,13 die die Entwicklung in den USA als eigenständig aufzeigt, aber auch auf europäischen Wurzeln zurückbindet. In den deutschsprachigen Lehr- und Handbüchern finden sich historische Referenzen nur selten als Übersicht,14 sondern meist von den Autoren nach persönlichen Vorlieben ihren Kapiteln zugeordnet.15,16 In den späteren Jahrzehnten war der Umgang mit der Fachgeschichte und die Zitation historischer Primärpublikation uneinheitlich.17,18 Dem Lehrbuch „Klinik und Praxis der Urologie“ von Werner Staehler (1908–1984), war beispielsweise ein historisches Einleitungskapitel dem weiteren Textteil vorangestellt.19 Auch dem Handbuch „Allgemeine und Spezielle Urologie“ (Leipzig), war ein Kapitel „Beiträge zur Geschichte der Urologie“ beigefügt.20
Seit den 1970er-Jahren erschienen einige Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Urologie.21,22,23,24 Viele Facetten der medizinischen Disziplin, die in der Erinnerungskultur des Faches fest verankert sind, finden in Publikationen zu einzelnen Themengebieten25 ihren Wiederhall. Diese Veröffentlichungen wurden häufig von Klinikern,26,27,28,29,30,31 die Zeitzeugen waren, dem Fach als Archivare32,33 oder interessierte Laien dienten und sich autodidaktisch medizinhistorische Arbeitstechniken zuweilen unter Kooperation mit Medizinhistorikern34,35 angeeignet hatten, verfasst. Auch Vertreter neuer Behandlungskonzepte36,37 und wenige klassische Medizinhistoriker38,39,40 verfassten Artikel in diesem Forschungsbereich. Diese von Urologen verfassten Publikationen waren zumeist im Stile einer seit der Aufklärung bestehenden fortschrittsgläubigen, technikzentrierten Geschichtsschreibung positivistisch verfasst, da die Medizin in moderne Fortschrittssysteme wie Rationalität, Wissenschaftlichkeit, wissenschaftliches und technisches Naturverständnis immer selber eingebunden war.41 Sie reflektieren besonders eine fachinterne Erinnerungskultur auf einzelne Epochen, Operationen oder insbesondere Techniken oft unter nationalen oder persönlichen Vorzeichen, was Medizinhistoriker durchaus kritisch anmerken.42 Das Zystoskop als Signaturinstrument des neuen Faches bot die Möglichkeit einer detaillierten Technikgeschichte und einigen Autoren zudem die Möglichkeit der Selbstdarstellung eigener Leistungen in der Instrumentenentwicklung.43,44 Vielfach dienten die Arbeiten auch der Kommunikation neuer operativer Möglichkeiten unter Verwendung eines umkleidenden historischen Sujets.45
Erst ab Ende der 1990er-Jahre rückten durch Einflüsse von historischen Sozialwissenschaften und allgemeiner Geschichtsforschung zunehmend Fragen der Sozialmedizin, Patientengeschichte, Geschlechter- und Körpergeschichte oder Erinnerungskultur46,47 in den Focus der Analyse. Gleichzeitig begannen medizinische Fachgesellschaften, in einer zweiten Phase auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. ihre Rolle im Nationalsozialismus48,49,50,51 und in der Zeit nach 1945 in Zusammenarbeit mit Medizinhistorikern zu analysieren.52,53,54
Inzwischen ist die Urologiegeschichte auch institutionell in vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften verankert (History Board AUA, History Office EAU,55,56 AK Geschichte DGU57). Dazu gehören auch eigene Museen, Bibliotheken und Archive.58,59,60,61
Disziplinenbildung und Institutionalisierung der Urologie in Deutschland
Die Herausbildung von Fachdisziplinen in den akademischen Fächern ist ein Vorgang funktionaler Differenzierung. Hieran hatte die Vermehrung des Wissens besonders ab dem 18. Jahrhundert, die Zunahme von Forschungs- und Lehrstätten sowie die Zunahme der gesellschaftlichen Arbeitsteilung eine wesentliche Ursache.62 Die Struktur der akademischen Fächer entstand in eigendynamischen Wachstumsprozessen, wobei das Streben nach Autonomie der einzelnen Akteure einen wesentlichen Einfluss besaß.63 Die Entstehung und Entwicklung neuer Disziplinen folgte dabei in den medizinischen Wissenschaften weniger dem von Thomas Kuhn (1992–1996)64 beschriebenen Muster revolutionärer Veränderungen im Wissenschaftssystem, sondern vielmehr einem evolutionären Modell von Ausdifferenzierung und Verselbstständigung neuer Forschungsrichtungen.65
Das Fachgebiet der Urologie entwickelte sich im 19. Jahrhundert mit dem Erstarken des naturwissenschaftlichen Paradigmas von einer handwerklich orientierten Disziplin der vornaturwissenschaftlichen Ära, die durchaus Wurzeln bei den handwerkschirurgischen Stein- und Bruchschneidern66 hatte, zu einer naturwissenschaftlichen, früher als die allgemeine Chirurgie auf einen funktionsorientierten Blick ausgerichteten, technisch hoch affinen medizinischen Spezialdisziplin. Diese hatte neben der Chirurgie auch mit der Frauenheilkunde, der sich gerade entwickelnden Sexologie/Sexualwissenschaft/Sexulamedizin,67,68,69 aber auch der Inneren Medizin enge Berührungspunkte.70,71 Die These, dass die Disziplin der Urologie eine Abspaltung aus einer im 19. Jahrhundert lokalistisch ausgerichteten Chirurgie ist, wurde nicht nur chirurgischerseits, sondern auch von Medizinhistorikern häufiger repetiert und publiziert.72,73,74,75 Heute ist dies als eine aus der chirurgischen Fachabgrenzung heraus zu verstehende Metapher zu deuten, die sich anhand von Quellen nicht belegen lässt.
Während mittlerweile eine vielfältige Literatur zur Entwicklung der Wundärzte76,77,78 oder zur allgemeinen Fachspezialisierung oder Professionalisierung und Fachkulturen vorliegen,79,80 fehlen noch immer wissenschaftshistorische und epistemiologische Untersuchungen zur Urologie und besonders zu deren Differenzierung am Ende des 19. Jahrhunderts. Beispielsweise kommt in einer Buchpublikation aus dem Jahre 2006 des Historikers George Weisz zur medizinischen Spezialisierung, die besonders multinationale Aspekte untersucht, die Urologie außer in einer Statistik und zwei Stichworten interessanterweise analytisch nicht vor.81,82,83 Nur in einer Spezialveröffentlichung 2001 zur Situation in Paris schlüsselt dieser Autor die Urologie differenzierter auf.84,85 Zu Recht weist Schlich darauf hin, dass sich auch die operativen Fachgebiete nicht allein als ein technischer Fortschritt beschreiben lassen, sondern als Folge eines operativen Kontrollnetzwerks durch besondere Instrumente, Licht, Operationstische, Anatomieatlanten, Anästhetika oder besondere, gerade in der Urologie gängige minimal invasive und Visualisierungstechniken sowie Techniken der Hygiene und Asepsis, die auf unterschiedliche Art und Weise die Visualisierung und Manipulation des Harntraktes erst ermöglichen.86
Merkmale einer selbstständigen medizinischen Fachdisziplin (nach Eulner,87 Laitko88)
Eigene Geschichte
Eigener Name
Abgegrenztes Organsystem
Facharztanerkennung
Eigene Kliniken (Behandlungseinheiten)
Eigenständige Vertretungen an den Universitäten
Fachspezifisches Instrumentarium und eigenständige Behandlungsmethoden
Eigene wissenschaftliche Publikationsorgane
Eigene wissenschaftliche und berufspolitische Organisationen und Kultur
Kongresse und Publikationen als früher Nukleus der Fachausbildung und Entwicklung
Seit 1867 trafen sich Proto-Urologen zum wissenschaftlichen Austausch auf internationaler Ebene im Rahmen der „allgemeinmedizinischen Kongresse“, die sich in der Folge der zweiten Weltausstellung in Paris etabliert hatten. Beispielsweise präsentierten auf dem „10. Internationalen Medizinischen Congress“ 1890 der Venero-Urologe Arthur Kollmann (1858–1941),89 Leopold Casper (1859–1959)90 und Wilhelm Zülzer (1834–1893), Herausgeber des ersten „Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane“91 wissenschaftliche Ergebnisse. Urologische Fragen waren hier unterschiedlichen „Sektionen“ wie der Venerologie, Chirurgie oder Inneren Medizin zugeordnet.
Die 1871 in Berlin gegründete Deutsche Gesellschaft für Chirurgie bot zusammen mit den sich entwickelnden operativ ausgerichteten Zeitschriften wie „Langenbecks Archiv für Klinische Chirurgie“92 operativ tätigen Ärzten eine Plattform zum professionalisierten wissenschaftlichen Austausch, an der frühe Urologen rege Anteil nahmen, die zugleich auch in allgemeinen Zeitschriften wie der Berliner oder Wiener Klinischen Wochenschrift publizierten.93 Auf der 68. Versammlung der „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“ (GDNÄ) im September 1896 in Frankfurt/Main trafen sich erstmals ca. 10 bis 15 Urologen (u. a. Berg, Frank, Goldberg, Kollmann, Kümmell, Küster, Kulisch, Nitze, Mankiewitz) wohl auf Anregung des Dresdner Dermato-Urologen Felix Martin Oberländer (1849–1915), mit dem Ziel, „der Gründung einer Urologischen Fachgesellschaft näherzutreten“, ohne dies in den Folgejahren realisieren zu können. Im gleichen Jahre 1896 wurde die französische Gesellschaft für Urologie (AFU) gegründet, 1902 die „American Urological Association“ (AUA), der sofort einige deutschsprachige Urologen wie Leopold Casper (1859–1959), Maximilian Nitze (1848–1906), Felix Martin Oberländer (1851–1915) sowie Arthur Kollmann (1858–1941) als Ehrenmitglieder angehörten.94
Frühe Gründung urologischer Fachgesellschaften im internationalen Vergleich (Auswahl) bis zum Ersten Weltkrieg
1889 AAGUS American Association of Genito- Urinary Surgeons incl. Venerologie
1896 AFU Association Francaise d’Urologie
1902 AUA (American Urological Association) ohne Venerologie
1902 SUB Société Belge d Urologie
1906 DGfU Deutsche Gesellschaft für Urologie Deutschland Österreich-Ungarn und Schweiz
1907 AIU International Association of Urology, ab 1919 SIU (zunächst ohne Deutschland und Österreich)
1907 RUS Russian Urological Society, urologicheskoy assotsiatsii (урологической ассоциации)
1908 NVU Nederlandse Vereneging voor Urologie
1908 SIU Società Italiana di Urologia
1911 AEU Asociatión Espaniola de Urologia
1912 JUA Japanese Urological Association
Erst nach dem Tode Maximilian Nitzes (1858–1906) wurden dann auf der 78. Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Stuttgart am 16. September 1906 erste Schritte zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Urologie realisiert. Am 7. Januar 1907 informierte der Schriftführer den zuständigen preußischen Minister der geistlichen, Kultus- und Medizinal – Angelegenheiten.95 Der erste Kongress der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGfU)96 wurde für den 2.–5. Oktober 1907 nach Wien einberufen und tagte im Hause der Gesellschaft der Ärzte.97,98 Sie verstand sich als Gesellschaft für den gesamten deutschen Sprachraum, so gehörten auch Österreichische auch Schweizer Urologen zu den Gründungsmitgliedern. Die Vorstandsposten waren doppelt mit Mitgliedern aus dem Deutschen Reich sowie aus Österreich-Ungarn besetzt. Die DGfU hatte das Ziel, die wissenschaftlichen und fachpolitischen Interessen des Querschnittsfaches Urologie mit seinen vielfältigen Berührungspunkten zu den Nachbardisziplinen zu bündeln.
Nach der wissenschaftlichen Isolierung infolge des Ersten Weltkriegs gelang es Akteuren wie Alexander von Lichtenberg (1880–1949) oder Paul Rosenstein (1875–1964), die international besondere Reputation genossen, verlorenes wissenschaftliches Terrain durch hervorragende Forschungsergebnisse erneut zurückzugewinnen.99 Anfang der 1930er-Jahre war das Fachgebiet der Urologie das kleinste der auf dem Bremer Ärztetag 1924 definierten medizinischen Spezialfächer, zu dem ca. 1,7 % der deutschen Ärzteschaft zählten.100 Die Institutionalisierung der Fachgesellschaft fand am 8. April 1930 mit dem Eintrag in das Vereinsregister am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ihren Abschluss.
Fachkultur
Zur Ausbildung eines Spezialfaches gehört eine so genannte Fachkultur, in die neben dem Fachwissen und Methoden auch das in der Praxis kollektiv angeeignete Erfahrungswissen einfließt.101 Die zugrunde liegenden Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster prägen sich oft unbewusst durch Hineinwachsen der Protagonisten ein.102 Durch Ausbildung und Beobachtung entstehen nach dem Habituskonzept des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930–2002) relativ stabile, dauerhafte Haltungen, welche die Akteure eines Feldes, in diesem Fall eines medizinischen Spezialfach in Form bestimmter Gewohnheiten oder Tätigkeiten ausdrücken. Der Habitus hält die Struktur des Feldes aufrecht.103 Gerade die hohe technische und fachliche Kompetenz in der Behandlung von Erkrankungen des Funktionsfeldes Harnorgane inklusive der männlichen Sexualorgane setzen Urologen immer wieder ein, um ihre Position in Klinik und Praxis zu sichern. In der Urologie wird, wie eingangs erwähnt, das historische Argument zur Selbstvergewisserung des eigenen Faches und des eigenen Habitus einsetzt.104 Dazu gehören, die Pflege der eigenen Geschichte in Deutschland seit Gründung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. und ihrem ersten Kongress in Wien 1907,105 aber auch die Verwendung von traditioneller Symbolik. Die Matula, das Harnglas zur Harnschau, ist im Signet der DGU (gesichert seit den 1950er-Jahren) sowie in dem der American Urological Association enthalten. (Abb. 1)
×
Eine zentrale Bedeutung im fachkulturellen Gedächtnis der Urologie nimmt das Zystoskop ein. Es wurde ab ca. 1890 zum Signaturinstrument des Faches Urologie.106 In historischer Perspektive bietet die Urologie durch zahlreiche Rückkopplungseffekte in die Mutterdisziplinen, aber auch in die inzwischen zum Teil wiederum verselbstständigten „Schwesterfächer“ wie die Nephrologie oder Andrologie und die sich entwickelnde Sexualmedizin107 die Möglichkeit einer Analyse grundsätzlicher Aspekte medizinischer, hochschulmedizinischer und auch ambulanter Fachkulturen. Die überschaubare Zahl von Fachwissenschaftlern in einzelnen Untersuchungszeiträumen – im Vergleich etwa mit der Chirurgie oder innerer Medizin – ermöglicht unter wissenschaftshistorischen Aspekten eine zumindest partielle Rekonstruktion von Netzwerken, Denkkollektiven und Paradigmenwechseln.108
Urologie und Nationalsozialismus
Die Zeit des Nationalsozialismus bedeutete für die Urologie einen, folgenschweren Einschnitt in die Fachgeschichte, verbunden mit radikalen Veränderungen der sozialen und institutionellen Netzwerke. Jüdische Kollegen – etwa 30 % aller deutschen Urologen – wurden verfolgt, vertrieben und ermordet, darunter bedeutende Vertreter des Fachs wie Leopold Casper,109 Eugen Joseph,110 Alexander von Lichtenberg111 Ringleb (1875–1946), Heusch (1894–1986), Hans Boeminghaus (1893–1976) und Paul Rosenstein.112 Führende Urologen wie Otto Ringleb (1875–1946), Karl Heusch (1894–1986) und Hans Boeminghaus (1893–1976) stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten oder versuchten zumindest die Anerkennung des Fachs, beispielsweise durch die Verankerung in akademischen Strukturen voranzutreiben.113 Durch ihre Forschungen zur Sterilisation und Kastration von Männern und eine entsprechende Praxis trugen einige Fachvertreter aktiv zur menschenfeindlichen NS-Gesundheitspolitik bei.114 Auch die institutionelle Integrität der Deutsche Gesellschaft für Urologie fiel der Tendenz zu Selbstgleichschaltung der deutschen Urologie im Nationalsozialismus zum Opfer.115
Die Ernennung des Österreichers Hans Rubritius (1876–1943) auf dem Urologenkongress 1929 war nach dem Verbot der NSDAP in Österreich im Juni 1933 durch die Regierung Dollfuß116 sowie einem hohen Anteil jüdischer Kollegen in der alten DGfU ein wichtiges Movens zur Gründung einer auf das nationalsozialistische Deutsche Reich beschränkten Gesellschaft Reichsdeutscher Urologen (GRU).117 1936 und 1937 fanden Kongresse der GRU in Eisenach statt, in deren Programmen sich die Anpassung an die politisch vorgegebenen Inhalte inhaltlich ablesen lassen.118 Für Österreich lässt sich in den 1930er Jahren eine analoge Entwicklung mit Gründung einer „Wiener Urologischen Gesellschaft“ im Jahre 1919 ablesen, die sich im Dezember 1935 zur „Österreichischen Gesellschaft für Urologie“ umbenannte, um dann nach dem „Anschluss“ 1939 wieder „Wiener Urologische Gesellschaft“ zu heißen als „Fachgruppe“ der „Wiener Medizinischen Gesellschaft“. Eine ÖGU wird erst 1946 dann neu gegründet.
Fachverselbstständigung nach 1945
In der Zeit nach 1945 war dem Umgang mit der eigenen Rolle im Nationalsozialismus wie in der gesamten deutschen Medizin von Verschleierung und Verdrängung gekennzeichnet.119 Jene Urologen, die mit der Gründung der GRU die Ausgrenzung der jüdischen Kollegen vorangetrieben hatten, gestalteten nun den Neubeginn im rheinischen Düsseldorf abseits der alten Zentren der deutschen Urologie, Berlin, München und Wien.120 Vereinsrechtlich wurde die alte DGfU aufgelöst und das verbliebene Vereinsvermögen auf die in München 1949 neugegründete Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)121 übertragen. Trotz Gründung zweier deutscher Staaten im Jahr 1949 war die DGU bis zum Mauerbau 1961 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zunächst gesamtdeutsche Vertreterin des Faches Urologie. Hochschulpolitisch arbeitete man über die Zonengrenzen hinweg bei der Besetzung von Lehrstühlen, in Ausschüssen und Redaktionsteams von Fachzeitschriften sowie supranationalen Gremien wie der Leopoldina eng zusammen.122 Auch die kooperierenden Vertreter aus Österreich, die formal 1945 ebenfalls eine neue Gesellschaft gründeten, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg rasch wieder integriert.
Noch im Jahre 1959 fand ein deutscher Urologenkongress symbolträchtig in Ost- und Westberlin unter der Präsidentschaft von Martin Stolze (1900–1989) (Halle) statt, der ein markantes Beispiel ist für die Netzwerke des jeweiligen Präsidenten und der die jeweilige gesellschaftliche Funktion von Wissenschaft zum Ausdruck brachte.123 Erst der Bau der Mauer im Jahre 1961 führte zur Gründung einer eigenen „Gesellschaft für Urologie der DDR“, zunächst als „Arbeitsgemeinschaft der Urologen der DDR“, die 1962 in Stralsund ihre erste Tagung abhielt.124 Die These des Historikers Kleßmann einer „asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichte“125 trifft auch für die Urologie in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten zu. Dies zeigt sich besonders im Ringen um die Gründung eigenständiger urologischer Fachabteilungen an den Universitäten und Krankenhäusern in Ost- und West, die Besetzung von Lehrstühlen oder die Zusammenarbeit in Gremien, bei der Gründung der EAU 1972–1973 oder bei wissenschaftlichen Symposien.
In die Nachkriegszeit fällt ebenfalls die Gründung westdeutscher Regionalgesellschaften wie der „Vereinigung Norddeutscher Urologen“ (VNU) 1962. Schon 1960 hatte sich beispielsweise die „Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie“ (SWDGU) gegründet. Bereits 1949 war die „Bayrische Urologenvereinigung“ und 1957 die „Nordrhein- Westfälische Gesellschaft für Urologie“ als regionale Repräsentationsformen neu gegründet worden.
Insbesondere seit den 1970er-Jahren, wurden urologische Lehrstühle an allen medizinischen Fakultäten eingerichtet, ein fester Platz im Curriculum für Studierende der Medizin gesichert, spezialisierte Fachkliniken weiter aufgebaut und erweitert.126 (Tab. 1)
Tab. 1
Lehrstühle für Urologie in Deutschland1
Hochschulstandort
Nachname
Vorname
Lebensdaten
Lehrstuhl
Aachen2
Lutzeyer
Hans Wolfgang
1923–2006
1966–1988
Deutz
Friedrich
geb. 1950
kommiss. 1988–1989
Jakse
Gerhard
geb. 1945
1989–2008
Heidenreich
Axel
geb. 1964
2008–2015
Vögeli
Thomas-Alexander
1956–2022
Saar
Matthias
geb.1979
2021
Berlin (FU) I. Lehrstuhl3
Brosig
Wilhelm
1913–2003
1966–1983
Jonas
Dietger
geb. 1941
1984–1986
Fiedler
Ulrich
geb. 1942
kommiss. 1986–1988
Huland
Hartwig
geb. 1942
1988–1992
Miller
Kurt
geb. 1952
1994 (1993)
Berlin (FU) II. Lehrstuhl
Nagel
Reinhold
1927–2009
1969–1995
Berlin (Charité)4
Mebel
Moritz
geb. 1923
1977–1988
Althaus
Peter
geb.1940
1988–1991
Schönberger
Bernd
1943–2005
kommiss. 1991–1993
Loening
Stefan A.
geb. 1939
1993–2007
Miller
Kurt
geb. 1952
2007–2017
Schlomm
Thorsten
geb. 1974
seit 2018
Berlin (Akademie für Ärztliche Fortbildung)
Mebel
Moritz
geb. 1923
1967–1977
Bochum
Senge
Theodor
geb. 1937
1979–2003
Noldus
Joachim
geb. 1957
seit 2003
Bonn
Vahlensieck
Winfried
1929–2008
1971–1994
Müller
Stefan C.
geb. 1952
1994–2018
Bonn
Ritter
Manuel
geb. 1980
seit 2018
Dresden
Kirsch
Ernst
1916–1990
1965–1982
Wehnert
Jörg
geb. 1939
1982–1991
Trinckauf
Hans-Heinrich
1928-
kommiss. 1991–92
Wirth
Manfred P.
geb. 1949
1992–2019
Christian
Thomas
geb. 1978
seit 2019
Düsseldorf
Dettmar
Hermann
1918–1995
1963–1983
Ackermann
Rolf
1941–2015
1983–2006
Müller-Mattheis
Volker
geb. 1950
kommiss. 2007
Albers
Peter
geb. 1963
seit 2008
Erfurt
Battke
Horst
geb. 1927
1975–1993
Ulshöfer
Berthold
geb. 1945
1993–1994
Erlangen
Sigel
Alfred
1921–2017
1970–1988
Schrott
Karl Michael
geb. 1942
1988–2007
Wullich
Bernd
geb. 1960
seit 2007
Essen
Mellin
Paul
1920–1980
1967–1980
Hartung
Rudolf
geb. 1941
1981–1986
Behrendt
Hans
geb. 1944
kommiss.1986–1989
Rübben
Herbert
geb. 1949
1989–2017
Hadaschik
Boris
geb. 1975
seit 2017
Frankfurt5
Weber
Wolfgang
1919–1996
1969–1986
Jonas
Dietger
geb. 1941
1986–2010
Haferkamp
Axel
geb. 1968
seit 2010
Chun
Felix K.-H.
geb. 1972
seit 2017
Freiburg
Sommerkamp
Horst
1933–2017
1978–2001
Wetterauer
Ulrich
geb. 1951
2001–2018
Gratzke
Christian
geb 1977
seit 20186
Gießen
Rothauge
Carl Friedrich
geb. 1925
1969–1993
Weidner
Wolfgang
geb. 1947
1993–2015
Wagenlehner
Felix
geb. 1967
seit 2016
Göttingen
Truss
Friedrich
1922–2001
1973–1987
Knipper
Wolfgang
1920–2005
kommiss. 1987–1988
Ringert
Rolf-Hermann
geb. 1945
1988–2012
Trojan
Lutz
geb. 1973
seit 2012
Greifswald
Fiedler
Rudolf
1926–2004
1973–1989
Klebingat
Klaus-Jürgen
geb. 1941
1990 (1989)–2009
Burchardt
Martin
geb. 1967
seit 2009
Halle
Stolze
Martin
1900–1989
1958–1965
Rockstroh
Heinz
1920–1986
1969–1981
Langkopf
Bernd
geb. 1940
1981–1991
Schabel
Jörg
1946–1997
1993 (1991)–1997
Heinemann
Hans
geb. 1947
kommiss. 1997–2000
Fornara
Paolo
geb. 1955
seit 2000
Hamburg
Klosterhalfen
Herbert
1925–2012
1966–1992
Huland
Hartwig
geb. 1942
1992–2007
Fisch
Margit
geb. 1961
seit 2008
Hannover7
Kolle
Peter
1925–1985
1972–1985
Schindler
Eckehard
geb. 1943
kommiss.1985–1987
Jonas
Udo
geb. 1942
1987–2008
Kuczyk
Markus A.
geb. 1962
seit 2008
Heidelberg
Röhl
Lars
1920–1999
1967–1989
Staehler
Gerd
geb. 1939
1989–2003
Hohenfellner
Markus
geb. 1958
seit 2003
Homburg
Alken
Carl Erich
1909–1986
1950–1975
Ziegler
Manfred
1934–2014
1975–2000
Stöckle
Michael
geb. 1957
seit 2000
Jena8
Hienzsch
Emil
1914–1988
1966–1979
Schneider
Hans-Joachim
geb. 1931
1979–1982
Baumann
Werner
1922–2013
kommiss. 1982–1983, 1988
Pirlich
Wolfram
1934–1989
1983–1988
Schubert
Jörg
geb.1944
1988–2009
Wunderlich
Heiko
geb. 1966
2009–2010
Grimm
Marc-Oliver
geb. 1967
seit 2010
Kiel
Wand
Heribert
1929–2003
1974–1996
Stöckle
Michael
geb. 1957
1996–2000
Jünemann
Klaus-Peter
geb. 1956
seit 2001
Köln
Engelking
Rüdiger
1927–1994
1973–1992
Engelmann
Udo
geb. 1949
1992–2015
Heidenreich
Axel
geb. 1964
seit 2015
Leipzig
Dieterich
Ferdinand
1928–2006
1974–1996
Dorschner
Wolfgang
1942–2005
1997–2005
Stolzenburg
Jens-Uwe
geb. 1964
seit 2007 (2005)
Lübeck
Hofstetter
Alfons
geb. 1938
1985–1989
Knipper
Wolfgang
1920–2005
kommiss. 1989–1990
Jocham
Dieter
geb. 1949
1990–2014
Merseburger
Axel
geb. 1976
seit 2015
Magdeburg9
Heise
Gerhard Wilhelm
1911–?
1961–1976
Müller
Gerd-Wolfgang
1929–2004
1976–1994
Allhoff
Peter
geb. 1948
1994–2009
Liehr
Uwe-Bernd
geb. 1966
kommiss. 2008–2011
Schostak
Martin
geb. 1965
seit 2011
Mainz
Hohenfellner
Rudolf
geb. 1928 (Wien/A)
1967–1997
Thüroff
Joachim W.
geb. 1950
1997–2015
Haferkamp
Axel
geb. 1968
seit 2016
Mannheim
Potempa
Joachim
1919–2000
1972–1987
Alken
Peter
geb. 1942
1987–2008
Michel
Maurice Stephan
geb. 1970
seit 2008
Marburg10
Rodeck
Gerhard
geb. 1922
1980–1990
Riedmiller
Hubertus
geb. 1951
1990–1997
Kälble
Tilmann
geb. 1959
kommiss. 1997–1998
Hofmann
Rainer
geb. 1954
seit 1998
München LMU
Schmiedt
Egbert
1920–2011
1968–1989
Hoffstetter
Alfons
geb. 1938
1989–2004
Stief
Christian-Georg
geb. 1958
seit 2004
München TU
Mauermeyer
Wolfgang
1919–1994
1970–1985
Hartung
Rudolf
geb. 1941
1986–2006
Gschwend
Jürgen E.
geb. 1962
seit 2006
Münster
Schmandt
Werner
1925–2007
1975–1990
Hertle
Lothar
geb. 1949
1990–2014
Schrader
Andres Jan
geb. 1973
seit 2014
Regensburg
Wieland
Wolf F.
geb. 1948
2003–2013
Burger
Maximilian
geb. 1974
seit 2013
Rostock
Erdmann
Thomas
geb. 1933
1973–1992
Drawz
Günter
geb. 1937
kommiss. 1991–1995
Seiter
Hans-Jörg
geb. 1940
1995–2006
Hakenberg
Oliver
geb. 1958
seit 2006
Tübingen
Staehler
Werner
1908–1984
1970–1975
Bichler
Karl-Horst
geb. 1933
1975–2002
Stenzl
Arnulf
geb. 1955
seit 2002
Ulm
Marquardt
Hans-Dieter
1919–2002
1978–1983
Hautmann
Richard E.
geb. 1943
1984–2009
Küfer
Rainer
geb. 1969
kommiss. 2009–2010
Schrader
Mark
geb. 1966
2010–2014
Bolzenz
Christian
geb. 1976
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Witten-Herdecke
Thüroff
Joachim W.
geb. 1950
1993–1997
Roth
Stephan
geb. 1957
1997–2022
von Rundstedt
Friedrich- Carl
geb. 1979
seit 2022
Würzburg
Frohmüller
Hubert
1928–2018
1971–1997
Riedmiller
Hubertus
geb. 1951
1997–2016
Kübler
Hubert
seit 2017
Universitätsklinik ohne Lehrstuhl:
Oldenburg/Groningen
Wawroschek
Friedhelm
geb. 1963
seit 2013
1Hierbei handelt es sich um eine Fortschreibung der Aufstellung in: Moll, F. Halling, Th. (2015) Etablierung urologischer Lehrstühle und Herausbildung urologischer Krankenabteilungen in Westdeutschland 1945–1990 Halling T, Moll F., Fangerau, H. (Hrsg.) Urologie 1945–1990. Entwicklung und Vernetzung der Medizin in beiden deutschen Staaten, Springer Berlin/Heidelberg S. 118–121
2Seit 2016 ruht der Lehrstuhl. Direktor der Universitätsklinik ist Prof. Thomas-Alexander Vögeli
42004 erhielt Bernd Schönberger (1943–2004) eine C4-Stiftungsprofessur für Kinderurologie und Nierentransplantation an der Charité Berlin
5Der Status von Prof. Weber konnte bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden. Wann und ob eine Aufwertung zu einem ordentlichen Lehrstuhl stattgefunden hat, ist in den bisher zugänglichen Quellen nicht dokumentiert. Personalnebenakte Wolfgang Weber, in: Hessisches HStA W 511 521
7Im Juli 1971 hatte zunächst Hubert Frohmüller den Ruf auf den neugegründeten Lehrstuhl erhalten, dann aber einen weiteren Ruf an die Universität Würzburg angenommen. Lebenslauf Prof. Frohmüller, in: DGU-Archiv, Zeitzeugenbefragung Urologie nach 1945 (2013–2015)
8Die Urologische Klinik in Jena wurde bereits 1963 gegründet und Emil Hienzsch zum Direktor und Professor ernannt. Die Berufung auf den Lehrstuhl erfolgte erst 1966 (Gerber und Berg 2003)
9In Magdeburg wurde zunächst eine Medizinische Akademie gegründet. Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entstand erst 1993
10Als Nachfolger von Rodeck war im Jahr 1989 von der Berufungskommission Dieter Jocham gewählt worden, der den Ruf jedoch kurzfristig absagte. Trotz offizieller Entpflichtung vertrat Rodeck den Lehrstuhl noch bis Juli, danach leitete der langjährige Oberarzt Berthold Ulshöfer die Klinik kommissarisch bis November 1990 (Feiber H 40 Jahre Urologische Universitätsklinik Marburg 1970 bis 2010. o.O., o.J.)
Entwicklungen und Wissensbereiche
Frühe Artefakte und Überlieferungen
Paleolithische urologische Idole sind im Gegensatz zu Frauendarstellungen selten. Bisher sind nur Funde aus der Höhle Hohefels (2004) auf der Schwäbischen Alb sowie der Adonis von Zschernitz (2003), Gemeinde Neukyhna, Lkr. Delitzsch in Sachsen-Anhalt überliefert. (Abb. 2)127
×
Die urologischen Basis-Eingriffe Zirkumzision128 und Kastration gehören neben der Trepanation zu den kulturgeschichtlich lange sicher zurück verfolgbaren medizinischen Eingriffen. In ägyptischen Papyri (u. a. Papyrus Ebers) lassen sich Beschreibungen von urologischen Erkrankungen oder auch Angaben zu Rezepten bei Erkrankungen des dem Harntrakt ggf. zuzuweisenden Symptomen, nachvollziehen. Hierbei bleiben retrospektive Diagnosen aufgrund historisch anderer medizinischer Theoriebildungen in der Medizingeschichte umstritten,129,130,131 bei Klinikern erfreuen sich Erklärungsversuche aus heutiger Sicht hingegen immer großer Beliebtheit.132,133
Relativ sicher lassen sich Blasensteine in Mumien nachweisen. Schon Fistelbildungen nach Geburten sind in der archäologischen Fachwelt umstritten,134 werden aber in der Urologie – internen Geschichtsschreibung gerne zitiert.135 Die römischen Enzyklopädisten wie Aulus Cornelius Celsus (ca. 25 v. Chr.- ca. 50 n. Chr.) oder Galen von Pergamon (128/131-199/216) kompilieren bereits die Lithotomie von Blasensteinen oder auch den Katheterismus der Harnblase.136,137 Aus römischen Ärztegräbern sind als urologische Therapie – Instrumente Katheter gesichert überliefert.138,139,140 Die Operationstechniken „Steinschnitt“- operative Behandlung von Blasensteinen- wie auch Katheterismus, Kastration oder Zirkumzision lassen sich als historischer Marker relativ gut durch mehr als 2000 Jahre kontinuierlich wissenschaftshistorisch auch unter verschiedenen Wissensmodellen innerhalb der Medizin nachvollziehen.141,142 Auch die Therapie von Hydrozelen war bereits lange wundärztliches, der handwerklich geprägten Proto-Urologie zuzurechnendes Behandlungsgebiet.143 Für das Mittelalter lässt sich über die arabische Medizin eine Tradierung urologischen Wissens nachweisen.144
Der antiken Humoralpathologie geschuldet, bildete die Harnschau (Uroskopie) eine wichtige Untersuchungstechnik bis in das 19. Jahrhundert. Übereinstimmungen mit der modernen medizinischen Diagnose bzw. ärztlichen Semiotik lassen sich hierbei manchmal finden.145 Seit dem 20. Jahrhundert wurde die auf der Humoralpathologie beruhende Harnschau vielfach mit „Volksglaube“ assoziiert. In der Zeit ihrer allgemeinen Verbreitung galt sie den meisten Ärzten als bewährtes Diagnoseverfahren und Grundlage ärztlicher Autorität.146 Kritik richtete sich nur gegen die verbreitete Praxis, Krankheiten aller Art ausschließlich aus dem Harn zu diagnostizieren, ohne den Patienten selbst überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Mit der Entwicklung von physikalischen, chemischen und biologischen Untersuchungstechniken konnte die „Harnschau“ als Urinuntersuchung im Diagnostikkanon des Fachgebietes ihren grundlegenden Platz erhalten. Im Zusammenhang mit der Harnschau nutze Johann Junker (1679–1759) in einer größeren Übersicht 1736 den Begriff „Urologia“,147,148 was in der Urologie gerne im Zusammenhang mit der Hallenser Schule erinnert wird.(Abb. 3) In der Literatur lässt sich der Begriff aber schon 1622 nachweisen.149,150
×
Der Steinschnitt – die Lithotomia vesicae151 gehört nach dem eigenen Fachverständnis der Urologie neben der Zystoskopie152 zu den fachkonstituierenden Eingriffen in der Urologie, dessen textliche Dokumentation bis zu den Römischen Encylopädisten zurückverfolgt werden kann.153 In der Reihe der Handwerkschirurgen wurde Steinschneidern wie auch den Oculisten als „Halb-Chirurgen“, die ihr Berufswissen häufig in Familientradition weitergaben, in frühneuzeitlichen Rechtsordnungen zum Medizinalwesen häufig eine Sonderstellung zugewiesen.154,155 (Abb. 4 und 5)
In den Taxordnungen, die sich ab der frühen Neuzeit entwickelten, wurde diesem Eingriff häufig eine besondere Aufmerksamkeit zugemessen. Er war in der Regel gut dotiert. Während die frühen Tax-Ordnungen wenig detailliert eher die Preise für Frakturen und Wundversorgungen sowie ärztliche Visiten festlegten – die Therapie der Lues oder Operationen wurden bewußt wegen des hohen Aufwandes nicht definiert156 – finden wir für das Großherzogtum Baden im Jahre 1806 den Preis für einen Steinschnitt von 15 Gulden (Trepanation 11 Gulden, Krankenbesuch 30–45 Kreuzer)157 Für das Königreich Bayern wurde 1866 detailliert für eine Operation des „Basensteins“ (die Spannenangabe unter „die schwierigsten und die zu ihrer Ausübung die größte Kunstbildung erfordernden Operationen“) 10–80 Gulden (Wasserbruch, Kastration 5–30 Gulden, Visite 30 Kreuzer-2 Gulden) festgelegt.158,159
Bei Untersuchungen zur Hagiografie – auch hier ist das Harnsteinleiden noch vor Geschlechtskrankheiten oder Sterilität führend – ist der Hl. Liborius von Le Mans ein wichtiger Topos auf nationaler und internationaler Ebene. Lokal wird hier auch der Hl. Rasso (Grafrath) bei „heimlichen und schambaren Gebrechen“ angerufen. Die nicht zerstörende Untersuchung von Steinen als Votivgaben erlauben wichtige Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten zu bestimmten Zeitepochen.160,161,162
Bei Untersuchungen zu Votivgaben spielen zumeist griechische oder römische Objekte oder der Priaposkult eine wesentliche Rolle.163,164 (Abb. 6) Zuweilen wird die von den Griechen als Schönheitsideal verstandene Kynodesme (κυνοδέσμη)- die durch Vorhaut bedeckte Glans, als Phimose fehlgedeutet.165,166
×
Kunst- und kulturgeschichtliche Untersuchungen, häufig von Urologen verfasst, bilden einen wichtigen Teil der fachinternen urologischen Erinnerungskultur.167,168,169 1904 gab der Berliner Urologe Otto Mankiewicz (ca. 1863–1919) bereits einen Nachdruck eines um 1575 verfassten reich bebilderten, deutschsprachigen Manuskriptes von Georg Bartisch (1535–1607) zum Steinschnitt mit eigenen Anmerkungen heraus.170,171
Naturwissenschaftliche Orientierung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich das naturwissenschaftliche Denken bedingt durch einen geänderten Wissenschaftsbegriff durch. Die älteren, von der Humoralpathologie stammenden noch ganzheitlich und philosophisch geprägten Ansätze traten in den Hintergrund. Parallel änderte sich das Wirtschafts- und Sozialleben radikal. Die agrarische Gesellschaft wandelte sich zu einer industriell geprägten Gesellschaft. Auch die Entwicklung von Chemie und Physik zu empirischen Experimentalwissenschaften hatte einen wesentlichen Einfluss auf ein geändertes bio-wissenschaftliches Denken. Diese neuen Naturwissenschaften erlangten einen prägenden Einfluss auf die sich ebenfalls entwickelnde Medizin. Bereits die Entstehung der modernen klinischen Medizin um 1800, insbesondere in den europäischen Hauptstädten Paris, Berlin und Wien, war dadurch gekennzeichnet, dass Patienten durch die Anwendung neuer physikalischer, chemischer, technischer Untersuchungsmethoden zum messbaren Patienten wurden, deren Fehlfunktionen wiederum mit neu entwickelten Apparaten nicht nur diagnostiziert, sondern zunehmend therapiert werden konnte. Die Ergebnisse solcher Beobachtungen und Therapieansätze sind bereits naturwissenschaftliche Messungen und Behandlungen. Sie sind reproduzierbar und öffnen sich einer statistischen Auswertung.172
In der Entwicklung der Urologie als einer eigenständigen Disziplin in der Medizin – unabhängig von Chirurgie und Innerer Medizin – lassen sich drei wesentliche Entwicklungslinien herausarbeiten.
Die Blasen-Steintherapie (Organbezogene, differenzierte Therapie) mit ersten „minimal invasiven“ Therapieansätzen und Ausarbeitung von Diagnostik und Operationsmethode zu einer den jeweiligen Zeitgegebenheiten entsprechenden „leitliniengerechten“ Handlungsweise
Die Einführung von „minimal-invasiven“ (Civiale) später endoskopischen Diagnose- und Therapietechniken von Hohlorganen (Desormeaux, Nitze, Casper)
Die Herausarbeitung eines vielfach von funktionellen Gesichtspunkten bestimmten Operationskanons an den Harn- und Geschlechtsorganen
Nach theoretischen Vorarbeiten durch Franz von Paula Gruithausen (1774–1852)173 konnte in Paris Jean Civiale (1792–1867)174,175 seinen ab 1818 entwickelten „trilabe“ am 13. Januar 1824 erstmals transurethral, minimalinvasiv einen Blasenstein zertrümmern, was die Komplikationsrate der „offenen“ Blasenstein-Operation in der vorantiseptischen und Vor – Narkoseära wesentlich senkte. Civiale erfasste seine sämtlichen Operationen in mehreren Publikationen und konnte statistisch die Überlegenheit seiner Methode herausarbeiten, ein wesentliches Merkmal von Publikationen der naturwissenschaftlichen Periode.176,177,178 Bei der Lithotripsie kamen 7 Todesfälle bei 307 Operationen vor (2,2 %), während der Steinschnitt 1024 Todesfälle bei 5443 Operationen (18,8 %) bot.179 Das führte zu harten persönlichen Auseinandersetzungen mit Vertretern der offenen Operationsmethode, beispielsweise Ritter Vinzenz von Kern (1760–1829),180,181 Leiter des Lehrstuhls für praktische Medizin in Wien. Diese Auseinandersetzung sollte bald Literatur beherrschend werden, aber auch die Methode in weiten Kreisen popularisieren.182 (Abb. 7)
×
In der deutschsprachigen und insbesondere in der von der Wiener Schule geprägten Literatur, war die Diskussion um die Wertigkeit der beiden unterschiedlichen operativen Zugänge zur Steintherapie und Differenzialindikationen erst mit den Publikationen von Robert Ultzmann (1842–1889)183,184 Allgemeine Wiener Poliklinik sowie den Beiträgen Leopold von Dittels (1815–1898),185 der ab 1861 die Dritte Chirurgische Klinik am Allgemeinen Krankenhaus leitete und die sich zu einem Wiener „Mekka für die Urologie“186,187,188,189 entwickelte, abgeschlossen, standardisiert und professionalisiert – dem heutigen Leitlinienstandard in etwa entsprechend.190,191,192,193,194 Hieran hatte die Klinik Billroth den deutlich geringeren Anteil.195,196 (Abb. 8)
×
Das neue Operationsverfahren ermöglichte in der Folge der zunächst belegärztlich ausgeführten Operationen die Einrichtung spezialisierter urologischer Behandlungseinheiten (Patientenzimmern, die einem Arzt zugeordnet waren) – in der Erinnerungskultur des Faches häufig sofort als Klinik ohne genauere Kenntnis oft differenzierter Organisationscharakteristika charakterisiert- in den neue entstehenden neuen allgemeinen Krankenhäusern (Ivanchich, Dittel AKH Wien ab 1842, Jean Civiale Hopital Necker ab 1828)197 Der urologische Eingriffsraum entwickelte sich zu einem Feld heftiger Auseinandersetzung konkurrierender operativer Disziplinen.198
Weitere nun sichere transurethrale Behandlungsmöglichkeiten waren die Spaltung der zumeist gonorrhoisch bedingten Harnröhrenstrikturen, die Dehnungs-Behandlung mit „Kaustica“, „Kerzen“ und Kathetern zunehmend verdrängte und optimierten.199 Jean Civiale gab hierzu ebenfalls ein Instrument 1817 an, wie auch Jacques-Gilles Maissonveue (1809–1897) 1855, Fessenden Nott Otis (1825–1900)200 1871.201 Die Operation von prominenten Harnsteinpatienten wie König Leopold von Belgien oder Napoleon III von Frankreich popularisierten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts diese minimal – invasive Operationsmethode wesentlich, die neben der späteren transurethralen Prostataoperation zum Aufbau eines eigenständigen urologischen Bäder- – Kurwesens und Rehabilitationswesens entscheidenden Anteil erhalten sollte.202,203
Für die Disziplinbildung in den Wissenschaften und der Medizin sind nach Mary Nye204 stets auch spezifische Instrumente und Techniken wichtig. Für die medizinische Disziplin Urologie ist dies sicherlich das Zystoskop, dem in der Erinnerung des Faches sowie seiner Publizistik -bis in die tagesaktuelle Presse- 205,206 eine besondere Bedeutung zukommt. Bereits 1806 gelang es dem Frankfurter Stadtarzt Philip Bozzini (1773–1809),207,208 einen Beleuchtungsapparat, bei dem sich in einem gefensterten Rohr eine Wachskerze und ein Konkavspiegel (Hohlspiegel) befinden, zu konstruieren.209 Ergänzend verwandte er den Körperöffnungen angepaßte Spekula. Die Erfindung „verschwand“, weil der Protagonist 1809 plötzlich an Typhus verstarb und das Modell in Wien in der militärärztlichen Akademie zu eigenen lokalen Untersuchungen anregte. Einzelne Anwender optimierten Teile des Instrumentes wie Jean Antonin Desormeaux (1815–1894) in Paris, der die Beleuchtungsintensität wesentlich verbessert. Maximilian Nitze (1848–1906)210,211,212 konnte in Dresden ab 1876, später in Wien ab 1879, mit Versuchen über die Beleuchtungsmöglichkeit innerer Hohlorgane ein erstes klinisch gut praktikables Instrument in Zusammenarbeit mit mehreren Instrumentenbauern (u. a. Wilhelm Deicke 1834–1913, Dresden; Josef Leiter 1830–1892, Wien; Louis und Heinrich Löwenstein, Berlin)213 entwickeln, patentieren und zum klinisch-diagnostischen und therapeutischen Routine Einsatz in Klinik und Praxis bringen, woraus 1889 seine Habilitation in Berlin für das Fach Chirurgie resultierte. Das Zystoskop wurde technisch zur Basis der sich hieraus entwickelnden Endoskope mit weiteren konsekutiven Untersuchungs- bzw. Therapiemöglichkeiten wie Laparoskop, Ureteroskop, Nephroskop sowie diverser Resektionsinstrumente in der Urologie, ohne die auch die aktuellen robotischen Eingriffe nicht ausführbar sind.214,215,216,217 (Abb. 9, 10 und 11)
×
×
×
Auch bedeutete die Visulisierung des Befundes die Zuordnung zu spezifischen Krankheitsentitäten.218
Die operative Urologie
Mit dem Erstarken der naturwissenschaftlichen Medizin konnte sich auf operativem Gebiet, besonders nach Einführung der Anästhesie mit Äther 1846 und Chloroform 1847 in Europa rasch Operationen unter Schmerzausschaltung durchsetzen. In der Urologie profitierte hiervon zunächst die „blinde Blasensteinlithotripsie“.219 Urologen wie Sir Henry Thompson (1820–1904), London, oder Victor von Ivánchich de Margita (1812–1892) „Docent für die Chirurgie der Harnorgane“ in Wien,220 1851 kooperierten mit früh auf die Techniken der Anästhesie spezialisierten Ärzten, was den Urologen eine besondere operative Sicherheit ermöglichte. Weiterhin führten die hierdurch verbesserten Möglichkeiten der Operation von geburtshilflich bedingten Blasenscheidenfisten schließlich zur ersten geplanten Nephrektomie durch den Heidelberger Ordinarius und Proto-Urologen Gustav Simon (1824–1876) am 2. August 1869 an der Patientin Margaret(h)a Kle(e)b (1820–1878)221,222,223,224 aus Offenbach a. M. Simon gelang es später durch die Erfahrungen des Deutsch – Französischen Krieges 1870/71 weitere wichtige wehrmedizinische Inhalte zu berücksichtigen.225 Bis zum Jahre 1900 hatte sich ein Kanon von operativen Eingriffen an der Nieren und den Harnleitern bei vielfältigen Indikationen herausgebildet, wobei rasch die organentfernenden Eingriffe den organerhaltenden zunehmend Raum einräumten. (Abb. 12)
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Die Eingriffe an der Blase mit der ersten technisch erfolgreichen Zystektomie am 13. Januar 1887 durch Bernhard Bardenheuer (1839–1913)226,227 sowie die Eingriffe an der Prostata, beispielsweise durch Leopold von Dittel (1815–1898),228 dritte chirurgische Klinik des AKH Wien oder Peter Freyer (1851–1921),229 folgten, wurden jedoch unter onkologischen Aspekten erst nach dem zweiten Weltkrieg (radikale Prostatektomie durch Patrick Walsh)230 perfektioniert, popularisiert und standardisiert.231,232,233 Frühe Operationslehren waren im deutschen Sprachgebiet die Übersetzung der Publikation von Joaquin Albarran (1860–1912) durch Grunert,234 Paris, derjenigen von Rudolf Oppenheimer (1880 – nach 1936, New York),235 1910236 sowie diejenige von Friedrich Voelcker und Hans Wossildo (1854–1918) 1921.237 (Abb. 13)
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Ausgewählte Grenzgebiete des Querschnittsfaches
Während der Fachdifferenzierung entwickelten sich in einigen Teildisziplinen der Urologie besondere Eigendynamiken, die sich sowohl durch die Entwicklung von Subspezialisierungen (Zusatzbezeichnungen: Andrologie, Sexualmedizin) wie auch in einer nicht vollkommenen Integration in das Fach wie Transplantation oder Radiologie in Klinik und Praxis ihren Niederschlag fand.
Mit dem Erstarken der Naturwissenschaften ab dem 19. Jahrhundert nahm die Analyse von Funktionsabläufen im Harntrakt, insbesondere der Miktion und der hiermit vergesellschafteten neurologischen Störungen deutlich zu. Die Urodynamik gehört neben der Zystoskopie und der Urinanalyse zu den frühen fachkonstituierenden Untersuchungstechniken der sich entwickelnden medizinischen Spezialdisziplin der Urologie und trug wesentlich zur Etablierung einer funktionellen Denkweise238 im Fachgebiet bei. (Abb. 14)
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Erst im Jahre 1954 wurde der Begriff „Urodynamic“ von David Malvin Davis (1886–1968) in einer Publikation verwandt und erschien im renommierten „Journal of Urology“ erstmals 1962.239,240,241 Deutschsprachige Lehrbücher wie das von Hans Palmtag „Praktische Urodynamik“242 1977 sowie „Urologische Funktionsdiagnostik Atlas und Lehrbuch der Urodynamik“243 1981 von Hansjörg Melchior erschienen einige Jahre nach den ersten deutschsprachigen Kongressen. Über viele Jahrzehnte -bis in die 1950er-Jahre- waren allein die Anamnese und Beschreibung der Phänomenologie,244,245,246,247 allenfalls noch die „Austastung“248 mit der Harnröhrensonde und später die „Cystoskopie“ klinischer Standard, obwohl Funktionsstörungen im Rahmen der Neuro Lues oder nach Kriegsverletzungen,249,250 „Blasenerscheinungen bei Neurosen und Neurasthenie“ bzw. bei „anatomischen Erkrankungen des Nervensystems“ bekannt und ausführlich in der Literatur beschrieben waren. Doch häufig waren die Symptome diagnostisch schwer einzuordnen. Sie wurden urologischerseits in Lehrbüchern über eine lange Zeitperiode eher nur rezepiert.251,252,253,254 Auch hier beschreiben die relativ häufigen historischen Untersuchungen zu diesem Teilbereich der Urologie meist eine technische Fortschrittsgeschichte.255,256,257,258,259,260
Die bildgebende Diagnostik, die ihre Basis in der Zystoskopie zur Visualisierung der Blase hatte, wurde nach Publikation der Arbeiten von Wilhelm Konrad Röntgen (1845–1923) 1896 zunächst durch Pioniere im eigenen Fach an die Charakteristika des Organsystems angepasst und weiter ausgebaut. Friedrich Voelcker (1872–1955) und Alexander von Lichtenberg (1888–1949) gaben 1905 die Zystographie an, im Jahre 1906 die retrograde Kontrastdarstellung von Harnleiter und Nieren, die bis heute – ohne oft eigenständig noch erwähnt zu werden – in der Regel Basisbestandteil jeder ureteroskopischen Behandlung sind. Die Kontrastdarstellung der Nieren auf intravenösem Wege wurde von Moses Swick (1900–1985) als Gastarzt an der Lichtenbergschen Klinik am Berliner St. Hedwigs Krankenhaus zum klinischen Routineverfahren inauguriert. Auch hier trug ein Streit um wissenschaftliche Prioritäten de facto zur Popularisierung der Methode bei, belastete aber das Verhältnis zu den Kollegen in den USA lange Zeit.261
An der sich kurz nach 1900 ebenfalls entwickelnden Sexualmedizin, die ein Teilgebiet der Sexualwissenschaft darstellt – der Begriff Sexualwissenschaft wurde von dem Venero-Dermatologen Iwan Bloch (1872–1927) 1906262 geprägt sowie als Begriff Geschlechtswissenschaft von dem Urologen Herman Rohleder (1866–1934), Leipzig,263,264,265 dem ein Lehrstuhl der neuen Subspezialität an der Universität Leipzig versagt blieb, hatten frühe Urologen wie beispielsweise Carl Posner (1856–1926) oder Leopold Casper (1859–1959), und weitere häufig der Urologie nahestehende Wissenschaftler aus anderen Fachgebieten wie der Inneren Medizin (Paul Führbringer (1849–1930))266 unter diagnostischen und therapeutischen Aspekten einen wichtigen und prägenden Einfluss (Abb. 15 und 16).267 Der Arzt für „Haut-, Harn- und Haarleiden“ Samuel Jessner (1859–1929) konnte 1921 an der Albertina in Königsberg den ersten (unbezahlten) Lehrauftrag für „Sexuallehren“ in Deutschland erhalten.268 Die Sexualmedizin spielt als ein Teil – Aspekt in der sich ab der Jahrtausendwende entwickelnden „Männermedizin“ im Rahmen sich ändernder Geschlechterverhältnisse und dem hieraus entstandenen Gesundheitsdiskurs neben weiteren urologisch-onkologischen Themen eine besondere Rolle.269
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Die nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte Transplantationsmedizin begann mit der Organtransplantation einer Niere im Jahre 1954 an eineiigen Zwillingen. Ab den frühen 1960er-Jahren nach Einführung von Immunsuppressiva waren hier Urologen in beiden deutschen Staaten maßgeblich an der weiteren klinischen Implementation eingebunden. (Wilhelm Brosig (1923–2003), Berlin, 1963; Heinz Rockstroh (1920–1987), Halle, 1966, Moritz Mebel (1923–2021), Berlin – Friedrichshain 1967). Aufgrund des hohen logistischen Aufwandes sowie der breiten innerfachlichen Differenzierung der Urologie als Querschnittsfach ist dieses Teilgebiet der Nierentransplantation bis heute immer wieder bedroht, seine Zughörigkeit zur Urologie, insbesondere in modernen Klinikorganisationsformen im 21. Jahrhundert, zu verlieren. (Abb. 17)270
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Als Querschnittsfach der Medizin weist die Urologie Berührungspunkte zu weiteren medizinischen Fächern, eigenständige Entwicklungen und Sonderwege mit und zu weiteren Fachgebieten auf. Teils prägte sie Fachentwicklungen mit, teils halfen arrivierte Fachvertreter, diese Wissensbestände im Fach selber zu integrieren, zu festigen und weiterentwickeln. Die deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. trägt dieser gewachsenen Struktur des Faches seit langem durch die Bildung von Arbeitskreisen, Kommissionen, Gremien und Abbildung in Lehrbuchtexten besonders Rechnung.
Einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der diagnostischen Laparoskopie, die eine technische und diagnostische Weiterentwicklung aus der Zystoskopie darstellt, kann der Urologie zugeordnet werden. Hans Christian Jacobäus (1879–1937) führte in Stockholm mit einem Nitze – Zystoskop ab 1910 diagnostische laparoskopische Untersuchungen der Peritonealhöhle aus, nachdem Hans Georg Kelling (1866–1945), Dresden, schon 1901 die technische Machbarkeit der Methode an Hunden beschrieben hatte.271,272 In den 1930er-Jahren war es der spätere Urologe Martin Stolze (1900–1989), Halle, der sich mit dieser Methode während seiner chirurgischen Zeit wissenschaftlich auseinandersetzte.273 Als diagnostische Methode erhielt die Laparoskopie zur Auffindung von nicht deszendierten Hoden einen gewissen Stellenwert in den 1970er-Jahren.
Nachdem in den 1980er-Jahren zunehmend therapeutische Eingriffe wie Appendektomie und Cholezystektomie in laparoskopischer Technik standardisiert wurden, konnte diese Methode ab den 1990er-Jahren auch bei Nephrektomien sowie radikalen Prostatektomien spätestens mit Einführung der Robotik um die Jahrtausendwende einen breiteren Raum mit Angeboten für den gesamten Harntrakt einnehmen. Schon in den 1970er-Jahren hatte eine NASA-Konzeptstudie die potenziellen Einsatzmöglichkeiten von Telemanipulationssystemen als robotische Assistenzsysteme für die Notfallmedizin untersucht. Der Operateur sieht hier über einen Bildschirm das Videobild des Endoskops und steuert über Eingabegeräte von einer Konsole ausgehend das Instrumentarium am Patienten. Man spricht bei derartigen Telemanipulationssystemen auch oft von Master-Slave-Systemen, wobei die Chirurgenkonsole den Master und die Roboter am Operationstisch das Slave-System darstellt. Im Jahr 2000 ließ die FDA das Da-Vinci-System zu, das auf der Technologie der renommierten Forschungseinrichtung Standford Research Institution (SRI International) basierte.274,275 Heute haben sich robotische Eingriffe in vielen Bereichen der Urologie neben den offen – chirurgischen zu Standardprozeduren insbesondere an Nieren, Blase und Prostata entwickelt und es hat den Anschein, daß bei vielen Kliniken dies ein Marketinginstrument für das technikaffine Fachgebiet der Urologie darstellt. Dies schlägt sich auch in der Etablierung eigener Fachgesellschaften wie der „European Robotic Urology Section“ (ERUS) der European Urologic Association (EAU) im Jahre 2004 nieder.
Das Gebiet der Onkologie innerhalb der zweiten Spezialisierungsebene des Faches ist in aktuellen fachpolitischen Diskursen zur Facheinheit bedroht, obwohl es im klinischen Alltag eine besondere Rollte zu Beginn des 21. Jahrhunderts spielt. Seine Geschichte lässt sich nicht als eine Fortschrittsgeschichte beschreiben und blieb damit in Übersichten zur urologischen Fachhistorie häufig ausgespart. Allenfalls werden einige „Höhepunkte“ – als „Meilensteine“ deklariert- in der Regel Organkapiteln oder technikgeschichtlichen Aspekten bei allgemeinen Darstellungen zugeordnet.276
Krebs im Allgemeinen und besonders in der Geschichte der Urologie ist trotz seiner Bedeutung somit medizinhistorisch verhältnismäßig wenig bearbeitet. Das hat unter anderem damit zu tun, dass es keine Schlüsselfiguren im Fach gab wie beispielsweise in der Bakteriologie Louis Pasteur oder Robert Koch. Eine Hinwendung zu solchen Helden war in der Medizingeschichte lange verbreitet. Bei der Erzählung müssen verschiedene Stränge von Entwicklungen, die der pathologischen Anatomie und der urologischen Operationstechnik, die der Pharmakologie und supportiven Therapie bzw. Strahlentherapie, die der von Public Heath, Gender und Medizinsystementwicklung zusammengeführt, erzählt und wissenschaftshistorisch aufgearbeitet werden. Erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gerieten onkologische Erkrankungen in den Fokus der naturwissenschaftlich geprägten Medizin.
In der Erinnerungskultur des Faches Urologie selber haben sich besonders die Berufsbedingtheit von Tumoren des äußeren Genitale sowie Blasentumoren gehalten. Percival Pott (1714–1788) beschrieb im Jahre 1775, dass ein hoher Prozentsatz von Schornsteinfegern an Skrotalkrebs (Hoden, Penis oder Leistenkrebs) verstarb, nachdem John Hill (1716–1775) im Jahre 1761 bereits den Zusammenhang zwischen Schnupftabakkonsum und „Nasenkrebs“ festgestellt hatte. Blasentumoren wurden im Jahre 1937 als Berufskrankheiten anerkannt, der Zusammenhang bei Anilifarbenarbeitern in Frankfurt von Eduard Rehn (1849–1930) erstmals im Jahre 1895 beschrieben.
Nierengeschwülste sind erinnerungskulturell mit dem Namen des Greifswalder Pathologen Paul Grawitz (1850–1932) 1883 verbunden. Zu dieser Zeit waren in der allgemeinen Pathologie durch Rudolf Virchow (1821–1902), Felix Birch- Hirchfeld (1842–1899) u. a. erste Grundlagen einer Pathologie von Tumoren aufgestellt worden. Die technische Perfektionierung der Nierenchirurgie z. B. durch James Israel (1848–1926) brachte dann auch vermehrt Nierentumoren zur pathologischen Analyse.
Blasentumoren wurden initial bei der Blasensteintherapie mit entfernt oder konnten nach „Simonisierung“ der weiblichen Harnröhre, d. h. der passiven Dehnung mit „Dehnstiften“ mit einer Zange offen urethral unter minimalster Sicht entfernt werden. Erst das Zystoskop bot die Möglichkeit diese Erkrankungsentität zu sehen, zu beschreiben und mit dem Instrument die Entfernung von Tumoren auszuführen. Sie spielten auch als „Gewerbeerkrankung frühe eine wichtige Rolle.277 Zur endourologischen – minimal-invasiven Behandlung nahm Maximilian Nitze bereits in seiner Buchpublikation/Habilitation Stellung. In chirurgischen Zusammenfassungen wurde diese Therapieform immer wieder nur für Frühstadien als geeignet angesehen und palliative Resektionen häufig dem Publikum unterschlagen. Neben der Zystoskopie konnte sich die Urinzytologie als eigenständige, für die Urologie spezifische Untersuchungstechnik etablieren, deren Verbleib im Fach heute bedroht ist. Der Name von Vilem Lambl (1824–1895) aus Prag ist in der urologischen Erinnerungskultur in diesem Zusammenhang verloren gegangen,278 während er in der Mikrobiologie eine Spur mit Beschreibung Giardia lamblia, einem Darmeinzeller, hinterlassen hat. Die offene operative Behandlung von Blasentumoren, erstmals am 13. Januar 1887 in Köln von Bernhard Bardenheuer (1834–1934) ausgeführt, war erst mit der Schaffung standardisierter Operations- und Harnableitungstechniken ab den 1950er-Jahren eine Routineoperation in der Urologie. Die Geschichte der Harnableitung entwickelte sich in den 1990er-Jahren zu einem Feld der intrafachlichen Historisierung, da viele Operateure bei der Darstellung ihrer eigenen Methoden eine ausführliche Herleitung der Operationstechnik ihren eigenen Arbeiten auf diesem Gebiete voranstellten, auch um sich in eine Reihe mit den bereits bekannten historischen Namen zu setzen Dies wiederholte sich ab Beginn der 2000 Jahre erneut bei Einführung laparoskopischer und später robotischer Operationstechniken.
Methoden der Harnableitung (Auswahl nach Moll, Rathert 2010)279
1852 Simon
Uretereinpflanzung in das Rektum
1878 Smith
Harnleiter-Darm-Implantation
1888 Tizzoni und Poggi
Experimentelle Neoblase
1892 Maydl
Implantation des Trigonum in den Dickdarm
1895 Mauclaire
Rectosigmoid Reservoir
1895 Gersuny
Kontinentes Rektum Reservoir
1909 Coffey
Ureterosigmoideostomie
1910 Makkas
Coecum Reservoir
1935 Seiffert
Dünndarm Ringblase
1950 Bricker
Ileum Conduit
1952 Übelhör
Colon Conduit
1958 Camey
Ileum Reservoir ohne Detubularisierung
1985 Thüroff
Mainz Pouch I
1985 Hautmann
Neoblase
Der endourologische operative Therapieansatz, der bei einigen Tumorformen onkologisch möglich ist, sollte sich zu einem wesentlichen Konstitutionsfaktor des Faches Urologie und der sich noch heute in hohen Fallzahlen niederschlägt, entwickeln. Die Urologen der endoskopischen Richtung wie Nitze, Casper und Eugen Joseph (1872–1933), Urologische Poliklinik der 1. Chirurgischen Universitätsklinik Berlin, Ziegelstraße, bauten diesen Teilbereich des Faches über technische Verbesserungen des Zystoskops zum Resektionsinstrument nach Einführung der Hochfrequenztechnik aus. Karl Heusch, sicherlich für das Fach auf politischer Ebene „umstrittener Urologe“, NSDAP Mitglied,280 Gründungsmitglied der „Reichdeutschen Gesellschaft für Urologie“ 1933–1934, erste Person, die an der Berliner Humboldtuniversität für das Fach Urologie habilitiert wurde und Präsident des Urologenkongresses im Jahre 1953 war, konnte in seiner in Berlin verfassten Habilitationschrift, die im Jahre 1941 in der Serie „Urologie in Einzeldarstellungen“ erschien, ausführlich auf den wichtigen Zusammenhang von Prognose und Infiltrationstiefe hinweisen. Seine Visualisierung des Zusammenhangs prägen alle gängigen Darstellungen zu Blasentumoren bis heute.
Die Anatomie der Prostata blieb lange verborgen und es war unklar, ob es sich um „parastates“ oder „prostates“ handelte, da die klassischen Schriften hierzu uneindeutig sind Die Frage konnte erst in den 2010er-Jahren geklärt werden.281 Giovanni Battista Morgagni (1682–1771) stellte die gutartige Vergrößerung der Prostata in seinen „Sedibus“ dar und Samuel Thomas Soemmering (1755–1830) publizierte zur Prostatahyertrophie, doch blieb das Prostatakarzinom bis zum Jahre 1853 – unbekannt. Erst in diesem Jahre beschreib John Adams ein Prostatakarzinom als „very rare disease“. Leisring, Schüler Bernhard von Langenbecks (1810–1887) in Berlin 1882 und Vincenz von Czerny (1842–1916) 1889, Eugene Fuller (1858–1930) New York Postraduate Medical School, 1898 auf suprapubischem Wege, führten erstmals radikale Prostatektomien aus. Der perineale pararektale Zugang Vinzenz von Czernys (1842–1916) bot hier, obwohl technisch aufwendiger, in der vorantibiotischen Ära einen deutlichen Überlebensvorteil. Hampton Young (1870–1945) 1904 mit Entfernung der Samenblasen, in Europa Robert Proust (1873–1935), Bruder des Schriftstellers Marcel Proust („Proustatectomie“ 1909) und Joaquin Albarran konnten über die ersten Fälle mit „guten Resultaten“ berichten, die Patienten waren häufig inkontinent. Aber erst seit dem OP Verfahren, das von Patrick Walsh und Peter Doncker (1914–1999) seit den 1980er-Jahren standardisiert wurde, hat sich die radikale Prostatektomie zu einer wirklichen urologischen Routineoperation entwickelt.
Die Genese der Hodengeschwülste war ebenfalls lange unklar. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich nach den Vorstellungen von Asthley Coopers (1768–1841) die Unterteilung zwischen entzündlichen (pulpösen) und fungoiden (de facto krebsartigen) durch. Maßgeblichen Anteil hieran hatten auch hier die Arbeiten von Rudolf Virchow, Wilhelm Waldeyer (1836–1921) und Felix Viktor Birch-Hirschfelds. Theodor Kocher (1841–1917), Bern sowie Paul Langerhans (1847–1888), Freiburg, stellten 1886 im Rahmen der Handbuchreihe „Deutsche Chirurgie“ einen Handbuchbeitrag zusammen, der bis in die 1920 Jahre die Basis aller späteren Publikationen zu diesem Thema wie aber auch zum Gebiet der Hodentumoren bildete zusammen. Auf operativem Gebiet war die Semi – Kastration, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits radikal ausgeführt wurde, eine Therapiemöglichkeit der seltenen Tumorerkrankung. Im Jahre 1882 führte Theodor Kocher (1841–1917), Bern, die erste retroperitoneale Lymphknotenentfernung aus. 1905 konnte Antoine Louis Gustave Béclère (1856–1939) die Strahlentherapie des Hodentumors als besonders geeignet für die Behandlung der Seminome angeben was als eine der großartigsten Leistungen der Radiologie charakterisiert wurde. Vor Einführung der Chemo- und Strahlentherapie waren Hodentumoren nur im nicht metastasierten Stadium operativ oder über eine Radiotherapie heilbar. Eine Radiotherapie resultierte jedoch nur in einer 5-Jahres-Überlebensrate von gerade 55 % und wirkte ausschließlich bei reinen Seminomen. Noch bis Mitte der 1970er-Jahre starben 90 % der jungen Männer an einem metastasierten Hodentumor, da dieser Tumor zumeist erst in diesem Zustand entdeckt wurde. Chemotherapie auf der Basis von Cis-Platin machte ab Mitte der 1970er-Jahre dann Hodentumore zu einer nahezu „heilbaren“ Erkrankung. Viele Erzählstränge der urologischen Onkologie gehören somit zur Zeitgeschichte des Faches, wobei bei einer zukünftigen Forschungsgeschichte sicherlich Institutionalisierung, Genderfragen sowie Probleme einer zweiten Ebene von Fachdifferenzierung unter verschiedenen nationalen und internationalen Prämissen fokussiert werden sollten.
Zusammenfassung
Die Kenntnis historischer Zusammenhänge des Fachgebietes Urologie erlaubt es, gewachsene, natürliche Strukturen zu erkennen und die Zugehörigkeit von Wissensorganisation und -kulturen wie u. a. Robotik, Transplantationsmedizin, Andrologie/Sexualmedizin oder Onkologie zur verstehen und bei der täglichen klinischen und praktischen Arbeit gerade die Interferenz mit Nachbardisziplinen wie u. a. Nephrologie, Gynäkologie, Onkologie, Radiologie, gerade bei knappen Ressourcen im Gesundheitswesen zu begreifen.
Für Urologen stellt beispielsweise der Umgang mit robotischen Operationssystemen in ihrem Habitus keine besondere Umstellung oder Neuausrichtung dar, da diese Systeme auf dem Basisprinzip des Nitzeschen Zystoskopes, das sich in einer Entwicklungslinie zum Laparoskop entwickelte, beruhen.
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