Abb. 1
Bei einer 53-jährigen Patientin wurde als Zufallsbefund im Rahmen einer Abklärung bei chronischer Bronchitis und Asthma bronchiale im CT eine 2,9 cm große Zyste im posterioren Mediastinum links paravertebral mit Kontakt zum N. sympathicus und zum Aortenbogen gefunden (
a, CT-Thorax nativ axial auf Höhe BWK 4,
T Trachea,
blauer Kreis Zyste). Radiologisch wurde der Verdacht auf eine bronchogene Zyste DD Neurinom geäußert. Im Rahmen des interdisziplinären Thoraxtumorboards wurde eine minimalinvasive Entfernung der Zyste empfohlen und es erfolgte eine videoassistierte thorakoskopische Resektion. Makroskopisch fand sich eine dünnwandige Zyste mit glatter Innenwand und klarem Sekret. Histologisch zeigte sich eine zystische Struktur mit fibromuskulärer Wand und luminal zilientragenden, kubischen bis hochzylindrischen, reifen Epithelien analog Tubenepithelien (
b Vergr. 1:40 und
c 1:400; jeweils HE). Ergänzende immunhistochemische Untersuchungen bestätigten den Müller’schen Phänotyp des Epithels mit einer gleichförmigen nukleären Positivität für PAX8, WT1 und den Östrogenrezeptor (
d, Vergr. 1:200) sowie jeweils negativer Färbereaktion für TTF1, Napsin A und CDX2. Eine Endometriosezyste ließ sich aufgrund des fehlenden zytogenen Stromas ausschließen. Die abschließende Diagnose lautete somit posteriore mediastinale Müller’sche Zyste, nach ihrem Erstbeschreiber auch als „Hattori-Zyste“ bezeichnet. Mit in der Literatur bislang weniger als 50 beschriebenen Fällen stellt diese eine seltene und möglicherweise unterdiagnostizierte Entität dar [
1]. Wie in unserem Fall handelt es sich auch bei den bisher beschriebenen Fällen in der Regel um einen asymptomatischen Zufallsbefund. Betroffen sind ausschließlich Frauen, meist in der 5. Lebensdekade. Das Vorhandensein einer muskulären Wandschicht und die konstante Lokalisation sprechen für eine kongenitale Zyste, möglicherweise ausgehend von Resten der Anlage der Tuba uterina, die sich während der Embryonalentwicklung auf Höhe des 3. bis 5. Brustwirbels befindet [
2]