Zusammenfassung
Die Haut ist der mikrobiellen Umwelt in höherem Maße ausgesetzt als alle anderen Organe des Körpers mit Ausnahme des Gastrointestinaltraktes. Resultat ist eine höhere Inzidenz von Infektionen, eine höhere Mannigfaltigkeit der Erreger und der erregten klinischen Bilder. Eine Besonderheit ist die Interaktion mit der residenten symbiontischen Keimflora, die durch Antagonismus mit pathogenen Anflugkeimen eine protektive Rolle spielt, durch Kolonisierung harmlose markante Hautläsionen ausbilden kann (z. B. Erythrasma), selten jedoch – bei Immundefizienten – auch invasive Infektionen auslöst. Die typischen bakteriellen Pathogene der Haut sind Staphylo-, Streptokokken, seltener gramnegative Keime; hinzu kommen Erreger seltenerer Infektionen, die nicht dauerhaft an der Hautoberfläche verbleiben (transiente Flora). Gefährliche Komplikationen durch toxinproduzierende Hautkeime sind das «staphylococcal scalded skin syndrome», das Staphylo- und das Streptokokken-toxische Schocksyndrom. Wichtige weitere Hautinfektionen sind die Lyme-Borreliose, die Mykobakteriosen, Rickettsiosen (Fleckfieber- und Flecktyphusgruppe). Die typischen Virusinfektionen der Haut sind die Viruswarzen und Schleimhautkondylome (humane Papillomviren, an den Schleimhäuten mit onkogenem Potential), Herpes simplex und Varicellen/Herpes zoster, exanthematische Viruskrankheiten, Infektionen mit diversen Pockenviren u. a. m. Pilzinfektionen der Haut werden überwiegend durch Dermatophyten (Fadenpilze) und Candidaarten (Hefepilze) hervorgerufen. Erstere sind (abgesehen von tiefen eitrigen Follikelinfekten) wenig aggressiv, die letzteren können bei Immundefizienten zu gefährlichen Systeminfektionen führen.