Das Gefährliche an Aneurysmen ist, dass sie oft nicht rechtzeitig bemerkt werden. Ein schneller Test, für den es nur eine freie Hand braucht, könnte helfen, mehr Betroffene zu erkennen und zu behandeln.
In Deutschland gibt es rund 40.000 Fälle von Aortenaneurysmen pro Jahr. Werden diese rechtzeitig erkannt, sind die Überlebenschancen der Patienten hoch. Das ist jedoch schwierig, da häufig keine Symptome auftreten, bis es zur Ruptur kommt. Ein einfacher Test kann möglicherweise dazu beitragen, mehr Betroffene zu identifizieren, bevor tödliche
Komplikationen auftreten.
Mediziner um Rachel Blumel von der Yale University in New Haven wenden den Test seit Jahren bei Patienten an, bei denen
ein erhöhtes Risiko für ein Aneurysma besteht. Sie hatte beobachtet, dass er bei Personen mit einem Aneurysma der Aorta ascendens besonders oft positiv ausfällt.
Obwohl die Methode häufig angewandt wird, wurde ihre Zuverlässigkeit noch nicht im klinischen Umfeld bewertet. Deshalb führten Blumel und Kollegen eine Studie mit betroffenen Patienten durch.
Hinweis auf mögliche Bindegewebserkrankung
Für den Test muss der Patient lediglich die flache Hand heben, wie bei einem Stoppsignal. Anschließend soll er den Daumen so weit wie möglich über die Handfläche auf die gegenüberliegende Seite strecken. Ragt der Daumen auf der anderen Seite der Handfläche über diese hinaus, könnte die Person ein bisher unerkanntes Aneurysma haben. Dass diese Handhaltung möglich ist, weist darauf hin, dass der Patient lange Knochen und sehr bewegliche Gelenke hat – potenzielle Anzeichen einer Erkrankung des Bindegewebes, die auch die Blutgefäße betreffen kann.
Als Routinecheck?
Trotzdem: „Nicht jeder, der ein positives Testergebnis hat, hat auch ein Aneurysma“, betonen die Forscher um Blumel. Zudem dauere es oft Jahre bis zu dessen Ruptur, sodass ein positives Testergebnis kein Grund zur Panik sei. Sie empfehlen, den Daumentest in Routineuntersuchungen mit einzubeziehen, insbesondere bei Patienten mit Verdacht auf ein Aneurysma der Aorta ascendens, etwa bei sehr großen Personen oder positiver Familienanamnese. „Wenn sich das Wissen über den Test weiterverbreitet, kann das möglicherweise Leben retten“, schließen Blumel und Kollegen.