Erschienen in:
22.03.2024 | Krankheiten der Arterien | Medizin aktuell
Angina pectoris ohne Stenosen in der Koronarangiographie
Neue Wege zur Diagnose und Therapie von Vasomotionsstörungen
verfasst von:
Prof. Dr. med. Peter Ong, Tanja K. Rudolph, Jens Wiebe, Rudolf Berger, Felix Woitek, Ulf Landmesser
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 5/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit Angina pectoris ohne hämodynamisch relevante epikardiale Stenosen („angina with no obstructive coronary artery disease“ [ANOCA]) stellen in der klinischen Versorgung oft eine erhebliche Herausforderung dar. Betroffen sind bis zu 50 % aller Patienten, die wegen des Verdachts auf eine stenosierende koronare Herzkrankheit (KHK) einer Koronarangiographie unterzogen werden. Viele Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bevor eine adäquate Diagnostik und Therapie eingeleitet wird.
Fragestellung
In diesem Beitrag wird der aktuelle Stand zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit ANOCA beschrieben. Dabei stehen die invasive Diagnostik im Katheterlabor, die medikamentöse und interventionelle Therapie sowie der Patientenpfad im Mittelpunkt.
Ergebnisse
Die aktuelle Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt, dass bei Patienten mit ANOCA eine invasive Diagnostik mit Acetylcholin sowie Adenosin erwogen werden sollte, um eine zugrunde liegende strukturelle oder funktionelle koronare Vasomotionsstörung diagnostizieren zu können. Acetylcholin dient zur Diagnose von Koronarspasmen, Adenosin wird zusammen mit einer invasiven drahtbasierten Messung eingesetzt, um die koronare Flussreserve und den koronaren mikrovaskulären Widerstand zu bestimmen. Die invasive koronare Diagnostik erlaubt die Einteilung in verschiedene Endotypen (Koronarspasmen, eingeschränkte koronare Flussreserve, erhöhter mikrovaskulärer Widerstand bzw. eine Kombination dieser Befunde). Die Diagnosestellung ist hilfreich dabei, a) eine zielgerichtete Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität einzuleiten, b) die Patienten zu beruhigen, dass eine kardiale Ursache für die Beschwerden gefunden wurde, und c) eine Abschätzung der Prognose zu treffen.
Schlussfolgerung
Patienten mit ANOCA sind derzeit oft noch nicht adäquat versorgt. Solange die Expertise in der Diagnostik und Therapie nicht weit verbreitet ist, sollten diese Patienten spezialisierten Zentren zugewiesen werden, auch um lange und belastende Leidensgeschichten zu vermeiden.