Kommentar
Die vorliegende Studie belegt eine herausragende Effektivität für die prophylaktische RT asymptomatischer Hochrisiko-Knochenmetastasen, welche deutlich über die etablierten RT-Indikationen (Schmerzen, Frakturgefahr) bei KM hinausgeht. Der klinische Benefit für die Patienten ist kaum deutlich genug zu betonen: Neben der eindrücklichen Risikoreduktion für SRE sind es auch und vor allem die konsekutiven (unter RT ausbleibenden) Folgen derer: Schmerzen, vor allem aber stationäre Aufenthalte, Operationen und die damit verbundenen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiken, welche den Wert der RT in dieser Situation bedeuten. Auch wenn argumentiert werden kann, dass für einen Teil der Patienten eine spätere Bestrahlung ausreichend war, ist dem entgegenzuhalten, dass durch die frühzeitige RT pathologische Frakturen und Rückenmarkskompressionen im Studienzeitraum komplett verhindert werden konnten. Bedeutsam ist, dass die absolute Mehrheit der folgenden SRE innerhalb von 3 Monaten nach Studieneinschluss auftraten. Dieser Zeitraum ist in einem Kollektiv multipel metastasierter Pat. realistisch, was die klinische Relevanz neben der statistischen Signifikanz betont. Die nach Studienprotokoll durchgeführte RT entspricht den üblichen Standards auch der deutschen Radioonkologie: Das häufigste Fraktionierungsschema war 3 × 9 Gy, die überwiegende Mehrzahl der Metastasen wurden aber mit klassischen palliativen Schemata behandelt (5 × 4 Gy, 1 × 8 Gy und 10 × 3 Gy). Die therapieassoziierte Toxizität war (erwartungsgemäß) sehr moderat. Bemüht man den Vergleich von RT mit Metaanalysen für osteoprotektive Medikation, so zeigt sich eine deutlich bessere Wirkung der RT (z. B. Metaanalyse von Machado et al. [
5]: HR zwischen 0,7–0,87 bzgl. SRE, kein Einfluss auf das OS). Auf Grund der geringen Fallzahl in der aktuellen Studie sollte die Gesamtüberlebensverbesserung weiterhin vorsichtig interpretiert werden. Die Kausalkette und darüber hinaus gezeigte Vorteile sind jedoch plausibel genug, um betroffenen Pat. bereits jetzt die Option der prophylaktischen RT anzubieten und die o. g. Argumentation selbstbewusst für die Radioonkologie und unsere Pat. im kollegialen Austausch zu vertreten. Dies gilt umso mehr für betroffene Bereiche wie Knochen der Verbindungswirbelsäule sowie bei Osteolysen ≥ 2 cm, welche die höchste Rate an SRE aufwiesen.
Manuel Guhlich und Stefan Rieken, Göttingen
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