Erschienen in:
19.11.2023 | Panorama | Neues aus der Forschung
kurz notiert
Ansteckende Malignome plagen Muscheln seit Jahrhunderten
verfasst von:
Moritz Borchers
Erschienen in:
InFo Hämatologie + Onkologie
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Ausgabe 11/2023
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Auszug
Im Tierreich gibt es Tumoren, die selbst dann noch weiter leben, wenn ihre Opfer schon längst verschieden sind. Als ansteckende Neoplasien werden sie von Tier zu Tier weitergegeben. Dokumentiert sind solche transmissiblen Tumoren bei Hunden (als CTVT, „canine transmissible venereal tumor“), bei einem Beuteltier namens tasmanischer Teufel (als DFTD, „devil facial tumour disease“) und bei Muscheln (als Leukämie-ähnliche Formen). In der Fachzeitschrift Nature Cancer haben jetzt zwei unterschiedliche Teams neue Erkenntnisse zu derartigen Malignomen bei Muscheln vorgelegt [Hart SFM et al. Nat Cancer. 2023;
https://doi.org/kzv7; Bruzos AL et al. Nat Cancer. 2023;
https://doi.org/kzv8]. Die Daten zeigen, dass sich bei den zwei untersuchten Muschelarten (Mya arenaria und Cerastoderma edule) die Leukämieformen durch hohe genomische Instabilität auszeichnen, was sie von den beiden anderen ansteckenden Krebsarten unterscheidet. Anders als bisher ausgenommen, könnten Krebszelllinien offenbar auch ohne stabile genomische Architektur sehr lange überleben, schlussfolgern Bruzos AL et al. aus ihren Daten. Beide Teams gehen aufgrund der aktuellen Analysen davon aus, dass die Leukämiezelllinien bei den untersuchten Muschelarten mindestens 200 Jahre alt sind. Damit läge ihr Alter zwischen dem von den DFTD- (geschätzt < 40 Jahre alt) und den CTVT-Zelllinien (geschätzt 4.000-8.500 Jahre alt). …