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23.11.2023 | Zystektomie | Nachrichten

Zahlen aus Deutschland

Kontinente Harnableitung gerät ins Hintertreffen

verfasst von: Robert Bublak

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Immer seltener wird in Deutschland nach der Exstirpation der Harnblase eine kontinente Harnableitung angelegt. Während der Trend eindeutig ist, geben die Gründe dafür Rätsel auf.

Nach einer Zystektomie, sei es aufgrund von benignen oder malignen Erkrankungen, muss eine künstliche Harnableitung angelegt werden. Prinzipiell besteht dabei die Wahl zwischen inkontinenten Formen, wie einer kutanen Ureterostomie oder einem Ileumconduit, und einer kontinenten Ableitung, etwa einem orthotopen Blasenersatz oder einer Ureterosigmoidostomie.

International ist dabei seit einigen Jahren ein Trend weg von den kontinenten zu den inkontinenten Verfahren der Harnableitung festzustellen. Mit der Situation in Deutschland hat sich ein von Jakob Klemm, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, angeführtes Team beschäftigt und dafür DRG-Daten von knapp 158.000 Patienten mit Harnableitung aus den Jahren 2005 bis 2021 analysiert.

Insgesamt waren 28% der Ableitungen kontinent und 72% inkontinent angelegt. Der Anteil der kontinenten Harnableitungen reduzierte sich dabei von 37% im Jahr 2005 auf 20% im Jahr 2021, den jährlichen Rückgang schätzten Klemm und Kollegen auf 3,9%. Bei Frauen ging die Rate kontinenter Ableitungen von 28% auf 16% zurück, ein jährlicher Schwund von 3,4%. Bei den Männern reduzierte sich der Anteil von 42% auf 22%, der jährliche Rückgang lag bei schätzungsweise 4,2%.

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Bei Patientinnen bis zu einem Alter von 69 Jahren war eine Senkung des Anteils kontinenter Ableitungen von 39% im Jahr 2005 auf 26% im Jahr 2021 (jährlich –2,6%) zu verzeichnen, bei den älteren von 12% auf 6% (jährlich –5,5%). Bei den jüngeren Männern schlugen Rückgänge von 56% auf 36% (jährliches Minus 2,6%) zu Buche, bei den älteren von 24% auf 10% (Jahresminus 6,2%).

„Unsere Befunde bestätigen einen signifikanten Rückgang der kontinent angelegten Harnableitungen in Deutschland über die vergangenen Dekaden hinweg“, bemerken Klemm und Kollegen. Dies stimme mit den Entwicklungen in anderen Ländern überein. Bei Männern und älteren Patienten falle die Reduktion dezidierter aus.

„Über die Gründe für diesen Trend kann man nur spekulieren, um die Treiber aufzudecken, sind weitere Forschungen nötig“, schreiben die Forscher um Klemm weiter. Auch müsse untersucht werden, ob sich dieser Trend auf die Qualität der Patientenversorgung auswirke. Womöglich habe der Rückgang mit dem Operationsvolumen an einzelnen Zentren zu tun, auch könne es sein, dass die funktionellen Ergebnisse für kontinente Ableitungen unbefriedigend gewesen seien. Vielleicht sei auch der zunehmende Einsatz von Operationsrobotern ein Faktor; die robotergestützte intrakorporale Anlage einer kontinenten Harnableitung sei mit einer steilen Lernkurve verbunden.

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Literatur

Klemm J et al. Continent diversion is losing its momentum: a nationwide trend analysis from Germany 2005–2021. BJU Int 2023; https://doi.org/10.1111/bju.16215

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